
Wie eine Vater-Sohn-Mediation neue Nähe ermöglicht. Ein Fallbericht.
Was passiert, wenn zwei Menschen, die einander tief verbunden sind, sich nicht mehr erreichen?
Ove* und Benjamin sind Vater und Sohn. Zwei starke Persönlichkeiten mit klaren Haltungen, Eigensinn – und dem ehrlichen Wunsch, endlich wieder besser miteinander reden zu können. Benjamin, Anfang 20, lebt in Zürich. Er hat viel über seine Kindheit und seine Beziehungen nachgedacht, auch mithilfe von Therapie. Ove, sein Vater, lebt in Norddeutschland. Seine Reflexionswege waren andere – mehr im Stillen, mehr mit sich selbst. Beide bringen ihre Geschichte, ihre Verletzungen und ihre Sehnsüchte mit in die Mediation. Und beide haben gute Gründe, so zu reagieren, wie sie es tun.
In der ersten Sitzung erzählen sie ihre Sicht: Wo es hakt. Was weh tut. Was sie sich voneinander wünschen. Benjamin formuliert differenziert, sucht das Gespräch, will verstehen – manchmal vielleicht etwas zu viel auf einmal. Ove fühlt sich schnell unterlegen, sagt: „Ich bin ihm intellektuell nicht gewachsen.“ Er zieht sich zurück, schweigt, kapselt sich ab – ein Schutzmechanismus, der ihn davor bewahrt, sich überfordert oder bloßgestellt zu fühlen. Doch auch das schafft Distanz.
In der Mediation entsteht Raum für beides: Für das Bedürfnis nach Verbindung und für den Wunsch, sich selbst schützen zu dürfen. Ich höre beiden zu – nicht nur den Worten, sondern auch dem, was dazwischen liegt: alte Schuldgefühle, der Wunsch nach Anerkennung und Erkennung als erwachsenes Gegenüber, Unsicherheit darüber, was Nähe heute bedeutet, wenn die Vaterrolle nicht mehr die alte ist.
In einer späteren Sitzung geht es um die Mutter, die jeden Kontakt zu Ove ablehnt. Benjamin steht oft dazwischen, muss entscheiden, wen er zu seinem Geburtstag einlädt, mit wem er den Urlaub verbringt — und wen er dadurch ausschließt. Ove spürt diese Loyalitätskonflikte, sagt: „Mach das nicht zu deinem Problem.“ Sein Wunsch, wieder mehr Platz im Leben seines Sohnes zu haben, koppelt sich an das Bedürfnis, den Sohn zu unterstützen. Doch gilt es hier vielleicht erstmal die weitere Individuation des Sohnes auszuhalten — und einerseits ein offenes Ohr anzubieten und andererseits den Sohn auch mit eigenen Wünschen zu konfrontieren.
Was mich an dieser Mediation beeindruckt hat: Beide meinten es ernst, beide zeigten Mut sich zuzumuten und offen über ihre eigenen und gemeinsamen Themen zu sprechen. Beide wollten einen neuen Weg finden. Nicht perfekt, nicht konfliktscheu – sondern ehrlich. Als Vater und Sohn. Als zwei Erwachsene, die sich wieder begegnen möchten. Manchmal braucht es dafür eine Übersetzung. Einen Raum, der Sicherheit gibt, auch schwierige Dinge auszusprechen.
Wenn du dich in dieser Geschichte wiedererkennst, lade ich dich ein: Schau hin. Geh einen ersten Schritt. Alte Verletzungen müssen nicht das letzte Wort haben. Ich begleite euch gern dabei – respektvoll, wertschätzend und mit einem offenen Ohr für beide Seiten.
Klärungsgespräche und Mediationen zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern (die mitunter ebenfalls bereits Eltern sind) begleite ich oft. Dabei befinden wir uns nicht selten irgendwo zwischen Familienmediation und therapeutischer Begleitung — und das ist meist auch genau richtig so, denn kaum eine Beziehung prägt uns so intensiv wie die Beziehungen in unserer Herkunftsfamilie und gleichzeitig geben wir in unsere selbstgewählten Familien viel unserer biografischen Erfahrungen mit hinein.
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(*) In den Fallberichten sind selbstverständlich alle Namen und identifizierenden Hinweise geändert.