Entscheidungen treffen: Warum es so schwer ist – und wie du besser entscheidest

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Entscheidungen sind selten leicht. Für manche liegt die Schwierigkeit vor dem Moment der Wahl: Ich kann mich einfach nicht entscheiden. Für andere zeigt sich das Ringen erst danach – wenn Zweifel aufkommen: War das wirklich die richtige Entscheidung? Was viele eint, ist ein Gefühl von Unsicherheit. Und schnell wird daraus eine peinigende Selbstbefragung: Warum bin ich ein ewiger Zweifler? Bin ich überhaupt eine gute Führungskraft? Warum bin ich bloß so unentschlossen?

Doch genau dieses Zögern, dieses Nachspüren, dieses Abwägen – ist es nicht auch Ausdruck von Verantwortungsbewusstsein? Von Tiefe? Vielleicht ist das vermeintliche „Nicht-Entscheiden-Können“ nicht nur Schwäche, sondern auch eine Form von innerer Klugheit.

Warum Entscheidungen schwerfallen – und warum das nicht schlecht ist

Es gibt diesen gesellschaftlichen Mythos: Wer führt, entscheidet klar und schnell. Punkt. Doch das Leben, wie wir es wirklich erleben – ob in der Führung, in der Beratung, im Privaten – ist oft weniger linear. Entscheidungen sind selten schwarz oder weiß. Sie sind eingebettet in Kontexte, Beziehungen, Informationen, die wir haben – oder noch nicht haben.

Und manchmal treffen wir eine Entscheidung auf einer soliden Grundlage – nur um kurz danach neue Informationen zu bekommen, die alles ins Wanken bringen.

Ein Beispiel: Du entscheidest dich, mit der Bahn zu fahren. Du hast vorher nichts von einem Streik gehört. Erst am Bahnhof siehst du die Plakate. Züge fallen aus, du kommst zu spät. Jetzt könntest du dich ärgern. Und schlimmer noch: dir selbst Vorwürfe machen. Hättest du das nicht wissen müssen? Nein. Denn du konntest es nicht wissen. Vielleicht hättest du damit rechnen können – aber auch das ist keine Gewissheit.

Deshalb ist es wichtig, freundlich mit sich selbst zu bleiben. Wir treffen Entscheidungen immer mit dem Wissen, das uns in dem Moment zur Verfügung steht. Und dafür können wir uns sogar dankbar sein: für den Mut, in einem bestimmten Moment eine Wahl zu treffen.

Ein Vorschlag: Entscheidungen bewusst treffen – in sieben Schritten

Weil es helfen kann, Entscheidungsprozesse bewusster zu gestalten, möchte ich im Folgenden einen kleinen Leitfaden vorschlagen. Er ist nicht absolut und nicht für jede Situation gleich passend – aber vielleicht ein hilfreicher Anstoß.

1. Was will ich eigentlich entscheiden?

Klingt banal, ist aber zentral. Worum genau geht es? Welche Entscheidung steht jetzt an – und welche vielleicht gar nicht? Welches Ziel möchtest du erreichen?

2. Welche Konsequenzen hat die Entscheidung?

Was bedeutet sie für die nächsten 10 Minuten? Für 10 Tage? Oder gar für die nächsten 10 Jahre?

Ist die Entscheidung umkehrbar – und wenn ja, zu welchem Preis?

Was kostet es dich (kurz- und langfristig), keine Entscheidung zu treffen?

Manche Entscheidungen verlieren ihre Schwere, wenn du erkennst, dass du sie leicht revidieren kannst. Salat oder Pommes im Restaurant? Vielleicht kannst du auch einfach beides probieren. Oder es ist einfach nicht so wichtig.

3. Wie viel Zeit willst du dir geben?

Manche Entscheidungen brauchen Reifezeit, andere eine Deadline. Es kann hilfreich sein, bewusst zu sagen: Ich gebe mir noch zehn Tage. Oder: Ich darf meine Meinung noch 20-mal ändern, dann ist gut.

4. Wen möchtest du einbeziehen?

Es lohnt sich, gezielt zu wählen: Mit welchen drei bis fünf Menschen möchtest du zu diesem Thema sprechen? Wer bringt dir wirklich neue Perspektiven – und nicht nur Bestätigung? Wie frei in ihrer Meinung können deine Gesprächspartner:innen sein — oder sind sie von deiner Entscheidung betroffen?

5. Wie sortierst du deine Gedanken?

Pro- und Contra-Listen können hilfreich sein – aber auch andere Methoden: ein Gespräch, ein innerer Dialog, eine Schreibübung oder ein Münzwurf, bei dem du auf deine körperliche Reaktion achtest. Was sagt dein Körper, wenn du „Entscheidung A“ laut aussprichst?

6. Wann fasst du dir ein Herz?

Irgendwann kommt der Moment, in dem du erkennst: Auch nicht zu entscheiden ist eine Entscheidung. Dann braucht es Mut. Und ein kurzes Innehalten: Warum triffst du diese Entscheidung genau jetzt?

Diese Klärung (mit Wissenstand heute treffe ich aus dieser Überlegung heraus folgende Entscheidung …) kann später wichtig sein – wenn Zweifel auftauchen.

7. Wie gehst du im Nachhinein mit dir um?

Vielleicht zeigt sich, dass die Entscheidung wunderbar war. Vielleicht auch, dass sie Schmerzen oder Kosten mit sich bringt. Beides ist Teil des Lebens. Was hilft: sich bewusst daran zu erinnern (oder sogar aufzuschreiben), welche Alternativen zur Verfügung standen, mit welchen Gründen und welchem Wissen du damals entschieden hast und wie viel Vertrauen du bezüglich deiner Entscheidung hattest.
Und dann danke dir selbst für diesen Mut: Dass du — obwohl nicht alles klar und sicher und berechenbar war — dir ein Herz gefasst hast und den nächsten Schritt gegangen bist.

Nach der Entscheidung ist vor der Reflexion

Entscheidungen sind nicht nur ein Ziel – sie sind auch ein Lernfeld. Es lohnt sich, danach einen Moment innezuhalten:

  • Was war gut an deinem Entscheidungsprozess?
  • Was möchtest du beim nächsten Mal wieder so machen?
  • Wo siehst du Verbesserungspotenzial?

Vielleicht entdeckst du, dass dich ein Gespräch mit einer Person weitergebracht hat, die du zunächst gar nicht auf dem Schirm hattest. Oder du stellst fest, dass deine ganze Literaturrecherche und all die Gespräche letztlich keine große Rolle gespielt haben – weil du sowieso auf Tante Gisela hörst. Das ist keine Niederlage, sondern eine Erkenntnis.

Vielleicht entdeckst du auch neue Wege: Tagebuchschreiben, ein Spaziergang in Stille, ein hypnosystemisches Coaching – etwas, das dich näher zu deinen inneren Beweggründen bringt als das endlose Grübeln.

Du kannst deine Entscheidungen und die zu ihnen führenden Prozesse analysieren um dich selbst besser zu verstehen und somit deine Entscheidungskompetenz zu verbessern. Hilfreich kann hierfür eine systematische Aufbereitung sein.

Fazit: Entscheiden heißt nicht, alles zu wissen

Entscheidungen bringen Bewegung. Sie sind ein Akt des Mutes, nicht der Allwissenheit. Wer entscheidet, stellt sich dem Leben – mit allem, was dazugehört: Unsicherheit, Wandel, Verantwortung. Es geht nicht darum, die perfekte Entscheidung zu treffen (gibt es nicht, ist das nicht schön?). Sondern eine bewusste, verantwortliche, mitfühlende – und mit ihr zu leben, sich gegebenenfalls neu zu orientieren und sich selbst nicht zum Gegner zu machen.

Denn am Ende ist eine gute Entscheidung vielleicht vor allem eins: ein Schritt. Und die freundliche Bereitschaft, weiterzugehen.

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