Reflexion und Entwicklung — ein Jahresrückblick

Jahresrückblick Eco cycle

Heute möchte ich — passend zum Jahresende — ein Tool vorstellen, das ich gerne zur Reflexion am Jahresende nutze. Es basiert auf dem Eco Cycle Planning der Liberating Structures — allerdings nutze ich es nicht im Team, sondern für meinen eigenen Jahresrückblick.

Ich reflektiere dabei gerne mit einer Kollegin und wir arbeiten parallel, wodurch wir uns gegenseitig unsere Entwicklungen und Verwicklungen bezeugen und miteinander besprechen können. Kein Muss, aber ein Very Nice To Have.

Randnotiz: Natürlich kann man diese Methodik auch zu allen anderen Zeiten im Jahr und in allen möglichen Bereichen nutzen: um die Zusammenarbeit im Team zu reflektieren, beim Erreichen eines Milestones in einem Projekt oder mit dem Beziehungspartner… und dennoch: Es ist ein Werkzeug. Prüfe also für dich, wie nützlich es für deine Situation gerade ist. Mit einem Bohrer kann man schlecht kochen.

Warum überhaupt einen Rückblick?

Kurze Antwort: Erkenntnis ist der erste Schritt zur Veränderung. Natürlich lässt sich darüber streiten — und Therapieschulen haben das lang und breit getan. Natürlich muss ich nicht alles (in meiner Biografie) verstehen um etwas (mein Verhalten) zu verändern.

Wenn ich mir allerdings selbst auf die Schliche kommen möchte, weil ich vielleicht denke, dass ich einen Teil zu meiner Situation beitrage (und sie daher auch verändern kann), dann komme ich nicht umhin, mir die Daten und Fakten und Gefühle und Gedanken anzusehen, die immer wieder meine Entscheidungen beeinflussen. Welche Geschichten erzähle ich mir? Und welche Rolle spiele ich darin? Das ewige Opfer von Ungerechtigkeiten? Die unwillige Heldin? Und wie spiegelt sich das in meinem Leben wider?

Wenn ich verstehen möchte, wo ich stehe, sollte ich mich umblicken. Da hinten sehe ich meine Spur, da komme ich her. Einiges auf dem Weg war steinig, anstrengend, schwierig. Das kann ich mit einem Rückblick würdigen — vielleicht sogar zum ersten Mal, weil wir in dem Moment oft zu verbissen und direkt danach zu erschöpft sind. Also: Was hast du im letzten Jahr geschafft, worauf bist du vielleicht stolz? Was hast du begonnen oder fortgeführt? Worin hast du vielleicht mehr Expertise aufgebaut? Was hast du losgelassen? Welche neuen Erfahrungen hast du gemacht?

Und wie geht das jetzt?

Themen sammeln

Nimm dir etwas Zeit. Ich male mir gerne die Möbius-Schleife auf ein großes Papier, aber du kannst auch ein Seil nehmen und es entsprechend legen.

Schreibe nun deine Themen auf einzelne Zettelchen. Notiere alles, was in diesem Jahr relevant war: Projekte, Beziehungen, Routinen, Lernfelder, Gewohnheiten, Vorhaben, Ambitionen, Sehnsüchte … Groß, klein, unklar, halb-fertig.

„Worauf hast du Energie verwendet — bewusst oder eher heimlich-versteckt?“

Themen sortieren

Es gibt grob 4 Bereiche, die du in dem Bild als Symbole dargestellt siehst. Ich beginne unten links (Zweig) und folge dann der Pfeilrichtung:

  1. Entstehung (Zweig) — was entsteht gerade?
    Hier ist der Platz für Ideen, Vorhaben, Entwicklungen, die noch am Anfang stehen: zart, neugierig, ein bisschen unsicher.
    Womit hast du bereits begonnen, was wächst gerade?
  2. Reife (Baum) — was trägt Früchte?
    Hier ist der Platz für Erfolge und stabile Routinen, Energien, die zuverlässig fließen.
    Was hat gut funktioniert? Was darfst du feiern und vielleicht auch stolz genießen?
  3. Kreative Zerstörung (Blitze) — was darf losgelassen werden?
    Das berühmte „Es war mal gut, aber jetzt ist es eher Ballast.“
    Hier sitzt der Mut, Türen zu schließen, bevor sie dich einengen.
    Was habe ich aus Gewohnheit festgehalten?
    Welche Rollen, Rituale oder Beziehungen fordern eigentlich eine elegante Verabschiedung?
  4. Keimzeit (Keim) – was kann Neues wachsen?
    Hier sind die Zwischenräume, Übergänge, unproduktive Zeiten, die sich vielleicht „falsch“ anfühlten — aber doch notwendig und clever waren. Auch zur Regeneration.
    Wo musstest du Pause machen, auch wenn’s nicht gepasst hat?
    Was hat sich im Stillstand klammheimlich neu sortiert?
    Welche neuen Ideen und wilden Gedanken finden hier freien Raum zur Entfaltung?

Außerdem gibt es zwei Fallen, in denen wir manchmal feststecken. Und die wir mitunter erst im Rückblick erkennen:

  1. Trägheitsfalle (zwischenReife und kreativer Zerstörung): woran hälst du noch fest, obwohl es eigentlich „vorbei“ ist? Wofür ist es gut, daran noch festzuhalten? Was würde es bedeuten, loszulassen?
  2. Mangelfalle (zwischen Keimzeit und Entstehung): welche Ideen kommen oder kamen nicht in die Umsetzung, weil Energie oder Ressourcen fehlen? Was braucht es da?

Platziere jedes Thema, jede Aktivität in einer der vier Phasen oder in einer der beiden Fallen. Überlege dabei: Ist diese Aktivität neu und wachsend? Etabliert und wertvoll? Bereit zum Loslassen? Oder noch eine vage Idee?

Reflektieren: Was erzählt dir die Gesamtverteilung?

Jetzt tritt einen Schritt zurück und schau dir das Ganze wie von außen an:

  • Wo ballt es sich?
  • Wo klafft Leere?
  • Wo zeigt sich ein Muster, das du im Alltag übersehen hast?

Hier kann es etwas anstrengend werden — und erkenntnisreich. Vielleicht Zeit für einen Tee oder einen kleinen Spaziergang. Mitunter werden mit einem frischen Blick weitere Themen und Zusammenhänge klar.

Ausblick: Was willst du mit ins neue Jahr nehmen – und was explizit nicht?

Definiere konkrete Schritte für jede Phase:

  • Entstehung: Was will wachsen? Was bekommt Wasser, Zeit, Raum? Was bekommt kann ich tun, um diese Themen voranzubringen?
  • Reife: Was willst du bewusst pflegen?
  • Kreative Zerstörung: Was verabschiedest du — liebevoll, vielleicht mit einer kleinen Zeremonie oder einem Ritual? Welche konkreten Schritte braucht es zum Loslassen?
  • Erneuerung: Welche Leerstellen dürfen bleiben? Wie bringst du neue Ideen ins Wachstum?

Wenn du magst, überlege dir zum Schluss noch einen Leitsatz für das kommende Jahr. Nicht lang, nicht schön — nur passend für dich. Er kann dir bei deiner Orientierung helfen.

Ich wünsche dir viel Freude und hilfreiche Erkenntnisse!

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