
Freundschaften beginnen im Jetzt – nicht in der Zukunft
Freundschaften entwickeln sich unterschiedlich. Sie sind abhängig davon, wer wir als Beteiligte sind – und sie verändern sich mit uns. Oder kommen zu ihrem Ende.
Menschen entwickeln sich unterschiedlich schnell, in unterschiedlichen Bereichen. Man könnte sagen: Menschsein heißt „in Entwicklung sein“ — und so haben wir das Potential uns unser Leben lang weiterzuentwickeln.
Dies wird oft gefeiert — doch es stellt unsere Beziehungen vor Herausforderungen. Denn diese müssen, um Bestand zu haben, das Bestehende verändern.
Und so beginnen wir eine Freundschaft mit jemandem, von dem wir noch nicht wissen, wie (oder wer) er oder sie irgendwann ist. Genauso wenig wie wir wissen, wer wir selbst einmal sein werden.
Was Freundschaften trägt – und was sie gefährdet
Einige Freundschaften sind so flexibel und gleichzeitig so stabil, dass sie individuelle Veränderungen gut zulassen, begleiten und bestätigen. So kann der Freund Vater von zwei Kindern werden, aufs Land ziehen und einen Kaninchenzüchterverein gründen – und die Freundin bleibt in der Stadt, entscheidet sich gegen Kinder und bleibt ihm trotzdem als begehrte Gesprächspartnerin und Freundin erhalten. Sie genießt, wie anders er geworden ist – und wie glücklich er mit seinen Entscheidungen scheint.
Wichtig hierfür ist die unbedingte Akzeptanz beider Lebensvarianten – ohne sich durch die alternative Entscheidung des anderen bedroht zu fühlen.
Andere Freundschaften zerbrechen an persönlichen Entwicklungen. Weil genau das passiert: Du passt nicht mehr zu dem Bild, das ich mir von dir gemacht habe. Oder: Du bist nicht mehr der, den ich einmal kennengelernt und geliebt habe.
Wenn wir aus einer inneren Box ausbrechen – sei es durch neue Werte, Lebensentscheidungen oder Veränderungen in Haltung und Ausdruck – und das nicht gewertschätzt oder akzeptiert wird, wird es für die Beziehung gefährlich.
Boxfreundschaften und Zweckgemeinschaften
Manchmal merkt man erst Jahre später, dass eine Freundschaft ihren eigentlichen Namen nicht mehr verdient – sondern nur noch eine Tradition ist. Etwas, das nie ausgesprochen, aber auch nie bewusst beendet wurde.
Gerade Freundschaften, die im Erwachsenenalter beginnen – etwa im beruflichen Kontext – neigen dazu, zu solchen „Boxfreundschaften“ zu werden. Vielleicht leiden wir unter demselben Chef, ärgern uns über dasselbe Projekt oder begeistern uns für dasselbe Thema. Es gibt etwas Drittes, das uns verbindet. Dieses Dritte strukturiert anfangs unseren Kontakt, es umgibt uns — wie eine Box.
Wenn mit der Zeit dieses Dritte unwichtiger wird und sich eine Beziehung außerhalb dessen entwickelt, befreien wir uns – und die Freundschaft – aus der Box der Kollegialität. Wenn wir jedoch weiterhin vorrangig den „Leidensgenossen“ oder „strategischen Partner“ sehen, wenn wir „Freund“ sagen, wird die Beziehung vermutlich erodieren, sobald eine:r die Organisation verlässt.
Bleiben wir verbunden – auch wenn sich alles verändert?
Doch was passiert, wenn einer von uns den Job verlässt? Oder eine Stadt? Oder einen Lebensentwurf? Verblasst dann auch die Verbindung? Wird die Freundschaft porös, weil der äußere Anlass verschwunden ist?
Oder zeigt sich dann erst, ob sie mehr war als Zweckgemeinschaft?
Und was passiert, wenn sich einer von uns verändert? Wenn neue Werte entstehen, andere Prioritäten gesetzt werden, ein neues Kapitel beginnt? Wenn plötzlich einer von uns nicht mehr so ist wie früher – und vielleicht auch nicht mehr so sein will? Oder wir endlich feststellen, dass unsere Bilder voneinander nicht die Realität abbilden, sondern eben nur unsere (Wunsch-) Bilder sind?
Kann die Freundschaft das aushalten?
Oder wird genau das zur Zerreißprobe: Dass du dich weiterentwickelst – und ich mich nicht. Oder ich mich verändere – und du nicht mitkommst.
Freundschaften, die bleiben, wenn die Box zerfällt und Menschen sich wandeln, sind selten. Und kostbar.
Weil sie nicht nur das Vergangene ehren – sondern auch das Neue willkommen heißen.
Wenn du deine Freundschaft pflegen möchtest oder neugierig bist, ob du mit diesem Freund, dieser Freundin noch eine Zukunft hast, dann kann ein offenes und ehrliches Gespräch ein erster Schritt sein. Eine Beziehungsklärung, ein Temperaturnehmen und Prüfen, ob die Beziehung noch trägt — und ob ihr etwas verändern möchtet.
Möchtest du dich dabei begleiten lassen? Dann sprich mich gerne an.
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