Irrtümer neuer Führungskräfte #1: Autorität

Autorität bedeutet Kontrolle

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Dieser Artikel ist Teil einer Serie über Irrtümer und Fallstricke von neuen Führungskräften. Hier findest du den kompletten Überblick über die bisherigen Artikel.

In der Soziologie wird Autorität nicht als eindimensionales Konzept verstanden, sondern als komplexes soziales Konstrukt, das durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Autorität ist nicht einfach etwas, das “besessen” wird, sondern sie wird in sozialen Interaktionen hergestellt und verhandelt.

Irrtum:

Viele neue Führungskräfte glauben, dass sie ihre Autorität unter Beweis stellen müssen, indem sie alles wissen, alles kennen und alles kontrollieren müssten, was ihre Mitarbeiter*innen tun. Dies kann zu folgenden Problemen führen:

  • Entfremdung und Demotivation: Wenn Führungskräfte ihre Autorität ausschließlich durch Kontrolle ausüben, kann dies zu Entfremdung und Demotivation bei den Mitarbeitern führen.
  • Verminderung von Kreativität und Innovation: Ein autoritärer Führungsstil kann die Kreativität und Innovation im Team unterdrücken, da Mitarbeiter*innen Angst haben, Fehler zu machen oder eigene Ideen zu äußern.
  • Konflikte und Spannungen: Ein ständiger Fokus auf Kontrolle kann zu Misstrauen und Konflikten zwischen Führungskräften und Mitarbeiter*innen führen.

Beispiel:

Pavel hat gerade seine erste Teamleitung übernommen. In seinem Bestreben, alles im Griff zu behalten, kontrolliert er jede E-Mail seiner Teammitglieder, bevor sie versendet wird. Dies führt zu Frustration und Überlastung, sowohl bei Pavel selbst als auch bei seinen Teammitgliedern, die sich bevormundet fühlen.

Alternative Handlungsoptionen:

  • Vertrauensbasierte Führung: Inwieweit kannst Du Deinem Team vertrauen, dass es seine Aufgaben kompetent und eigenständig erledigt?
  • Förderung von Autonomie und Selbstorganisation: Welche Möglichkeiten kannst Du schaffen, damit DeineTeammitglieder eigene Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen können?
  • Offene Kommunikation und Feedback: Wie kannst Du Feedbackprozesse gestalten, um eine offene und ehrliche Kommunikation zwischen Teammitgliedern und Dir als Führungskraft zu fördern?
  • Reflexion: Welche Vorstellung hast Du von Autorität? Welche Verbindungen siehst Du zu Kontrolle, Herrschaft, Macht oder Souveränität? Ist Autorität für Dich ein Zustand oder ein Prozess? Ist sie etwas, das man haben (und verlieren) kann oder wird sie im sozialen Raum z. B. durch Zuschreibung produziert? Inwieweit tendierst Du dazu, Kontrolle auszuüben? Welches Bedürfnis steckt dahinter? Welche alternativen Handlungsmöglichkeiten gibt es?

Fazit:

Autorität ist ein komplexes soziales Konstrukt, das nicht einfach mit Kontrolle gleichgesetzt werden kann. Führungskräfte, die einen autoritären Führungsstil praktizieren, riskieren, ihre Mitarbeiter*innen zu entfremden, die Kreativität und Innovation im Team zu unterdrücken und Konflikte zu fördern.

Du möchtest tiefer in soziologische Perspektiven auf Autorität einsteigen?

  • Max Weber: Webers klassische Theorie der Autorität unterscheidet drei Herrschaftstypen: legale Herrschaft, traditionale Herrschaft und charismatische Herrschaft.
  • Michel Foucault: Foucaults Gouvernementalitätstheorie fokussiert sich auf die diskreten und alltäglichen Praktiken, durch die Macht ausgeübt und Autorität hergestellt wird.
  • Pierre Bourdieu: Bourdieus Konzept des Habitus verweist auf die verinnerlichten sozialen Normen und Werte, die unser Handeln und unsere Beziehungen zu anderen beeinflussen, einschließlich unserer Wahrnehmung von Autorität.

Hinweis:

Dieser Artikel ist der erste einer Reihe von Artikeln, die sich mit den Irrtümern neuer Führungskräfte befassen. Im nächsten Artikel der Serie geht es um den Irrtum, dass Entscheidungen immer allein getroffen werden müssen.

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