„Ständige Erreichbarkeit ist notwendig.“
Dieser Artikel ist Teil einer Serie über Irrtümer und Fallstricke von neuen Führungskräften.
In der heutigen Zeit der ständigen Erreichbarkeit und Vernetzung ist es wichtig, gesunde Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu setzen. Ständige Erreichbarkeit kann zu Stress, Erschöpfung und gesundheitlichen Problemen führen (Sichtwort: Entgrenzung).
Irrtum:
Der Glaube, dass Führungskräfte ständig erreichbar sein müssen, ist ein weit verbreiteter Irrtum, der oft unbewusst auftritt: Als ständiges Mails checken, Telefon immer auf dem Tisch und — wenn tatsächlich ein Anruf kommt — wird sofort alles stehen und liegengelassen.
Nun ist dieses Verhalten für Ärzt:innen in Rufbereitschaft unerlässlich. Doch nicht bei jeder Teamleitung geht es um Leben und Tod. Und weitergesponnen heißt das natürlich auch, dass „Urlaubsfähigkeit“ sich mit einer Führungsposition nicht vertrage.
Diese ständige Erreichbarkeit kann somit zu einer Reihe von Problemen führen:
- Psychische und physische Erschöpfung: Die ständige Verfügbarkeit führt zu einer ständigen Anspannung und kann zu Überlastung und Stress führen.
- Verwischung von Grenzen: Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen, was zu einer Entfremdung von Familie und Freund:innen führen kann, sowie zu einer emotionalen Abhängigkeit von den Kolleg:innen und eigenen Vorgesetzten.
- Verminderung von Kreativität und Produktivität: Die ständige Ablenkung durch Nachrichten und E-Mails kann die Konzentration und die Fähigkeit zu kreativem Denken und produktiver Arbeit beeinträchtigen.
Beispiel:
Nina ist eine neue Führungskraft. Sie ist ständig online und erreichbar, auch in ihrer Freizeit. Dies führt zu Stress und Erschöpfung sowie zu Konflikten mit ihrer Partnerin, die ihr inzwischen attestiert, seit ihrer Beförderung nicht mehr „urlaubsfähig“ zu sein. Nina hört darin auch den Vorwurf, ihre Prioritäten falsch zu setzen und sorgt sich einerseits um die Beziehung zu ihrer Frau, andererseits um ihre Fähigkeit als gute Teamleitung.
Alternative Handlungsoptionen:
- Festlegung von Arbeitszeiten und Erreichbarkeit: Wie kannst Du feste Arbeitszeiten und Zeiten der Erreichbarkeit festlegen, um Dich auch um andere Beziehungen und Themen in Deinem Leben zu kümmern?
- Delegation von Aufgaben: Welche Aufgaben kannst Du delegieren, um Deine Abhängigkeit von ständiger Erreichbarkeit zu verringern?
- Vertrauen in die Lösungskompetenz Deines Teams: Wie kannst Du lernen, Deinem Team zu vertrauen? Woran würdest du merken, dass Du abwesend sein darfst? (Tipp: Vermutlich bricht nicht alles zusammen, wenn Du im Urlaub bist. Dein Team weiß sich bestimmt zu organisieren — und tut es eh den ganzen Tag.)
- Reflexion: Wovor hast Du Angst, wenn Du nicht erreichbar bist? Was könnte — realistisch — wirklich passieren?
Fazit:
Ständige Erreichbarkeit ist nicht nur unnötig, sondern kann zu Stress und Erschöpfung führen — Du hast vermutlich schon mindestens einmal überlegt, wie weit Du von einem Burnout entfernt bist — aber wer hat Zeit für sowas?
Prüfe also für Dich, aus welchen Gründen die ständige Erreichbarkeit not-wendig erscheint: Hast Du Angst, etwas zu verpassen (z.B. den Anschluss)? Versuchst Du über Erreichbarkeit Unkontrollierbares zu kontrollieren? Brauchen Deine Mitarbeiter:innen Dich wirklich so oft — und was hast Du davon?
Lesetipp: Im nächsten Artikel der Serie geht es um den Irrtum, dass Feedback eine Einbahnstraße ist.
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