Irrtümer neuer Führungskräfte #7: Entwicklung

Die eigene Entwicklung ist abgeschlossen

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Dieser Artikel ist Teil einer Serie über Irrtümer und Fallstricke von neuen Führungskräften. Hier findest du den kompletten Überblick über die bisherigen Artikel.

Wir begreifen Organisation als ein komplexes System, das sich in ständiger Veränderung befindet. Führungskräfte spielen in diesem System eine zentrale Rolle, da sie die Entwicklung und Anpassung der Organisation gestalten und beeinflussen. Dabei bleiben sie in der Regel nicht von eigener Veränderung und Entwicklung verschont.

Irrtum:

Der Glaube, dass die eigene Entwicklung mit der Übernahme einer Führungsposition abgeschlossen ist, ist ein folgenschwerer Irrtum. In einer sich dynamisch wandelnden Welt ist es für Führungskräfte wichtiger denn je, kontinuierlich zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Beispiel:

Nachdem Amir die Leitung der Abteilung übernommen hat, ruht er sich — so sehen es andere — auf seinen Lorbeeren aus. Er nimmt an keinen Weiterbildungen teil, da er befürchtet, damit zu suggerieren, er sei nicht kompetent genug für seinen Job. Dadurch verpasst er neue Trends (einige davon zu recht) und Entwicklungen in seinem Fachbereich. Dies führt dazu, dass Amirs Kompetenzen „veralten“ — da er sich gleichzeitig etwas abschottet, wird ihm seine wachsende fachliche Unsicherheit in jedem Teammeeting deutlicher bewusst.
Da er fürchtet, als Idiot dazustehen, stellt er wenige Fragen und versucht jeder fachlichen Diskussion aus dem Weg zu gehen — gleichzeitig versucht er, seine Führungskompetenz durch besonders „starke“ Entscheidungen zu beweisen.

Dies führt letztlich dazu, dass sein vorher hohes Ansehen bei seinen Mitarbeitenden schwindet und sie ihn — weder fachlich noch disziplinarisch — ernst und als Unterstützung wahr-nehmen.

Alternative Handlungsoptionen:

  • Kontinuierliches Lernen: Welche Möglichkeiten gibt es für Dich (innerhalb und außerhalb der Organisation), Dich kontinuierlich weiterzuentwickeln und Deine Führungskompetenzen zu verbessern?
  • Offenheit für neue Ideen und Perspektiven: Wie kannst Du sicherstellen, dass Du offen für neue Ideen und Perspektiven bleibst und von anderen Führungskräften, Deinem Team und anderen Expert:innen lernen kannst? Was befürchtest Du, wenn Du Dich als Lernende:r verstehst? Verlierst Du dann Status oder Sicherheit? Und was ist dabei zu gewinnen?
  • Reflexion Deiner eigenen Führung: Wie kannst Du Deine eigene Führung regelmäßig reflektieren und Verbesserungspotenziale erkennen?

Systemtheoretische Perspektiven auf Lernen in Organisationen:

  • Lernen als Anpassungsprozess: In der Systemtheorie wird Lernen als ein Prozess der Anpassung an die sich wandelnden Umweltbedingungen verstanden.
  • Selbstorganisation und Emergenz: Organisationen sind selbstorganisierende Systeme, in denen neue Muster und Strukturen aus der Interaktion der einzelnen Elemente entstehen.
  • Reflexion und Intervention: Führungskräfte spielen eine wichtige Rolle als Beobachter und Reflektierende des Systems und können durch gezielte Interventionen die Entwicklung der Organisation beeinflussen.

Fazit:

Kontinuierliches Lernen ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg in Führungsrollen und zu — das mag sehr prosaisch klingen — mehr Zufriedenheit im Leben. Jede Lernerfahrung (mit anfänglichem Nicht-Wissen, dann Stümpern und späterer Kompetenz) trainiert einen Muskel, der die Zumutungen des ersten Probierens und Scheiterns immer kleiner werden lässt.

Auch wenn es mitunter anstrengend ist: Reflexion und Weiterentwicklung sind notwendig um auch zukünftig erfolgreich zu sein. Dabei geht es nicht nur um ein „Mehr desselben“: manchmal ist die Reflexion gerade wichtig um den eigenen Blick neu zu justieren und etwas anderes auszuprobieren. Oder sich wirklich mal auszuruhen: Die vielkritisierte Komfortzone ist ebenso wichtig für einen guten Lernprozess wie der Raum des Neuen — denn nur in Zeiten der Ruhe kann ich wieder Reflektieren und Justieren.

Lesetipp: Im nächsten Artikel der Serie geht es um den Irrtum, dass die Führungskraft die Last der Welt auf ihren Schultern tragen muss.

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