Irrtümer neuer Führungskräfte #6: Allwissenheit

Führungskräfte müssen alle Antworten haben

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Dieser Artikel ist Teil einer Serie über Irrtümer und Fallstricke von neuen Führungskräften. Hier findest du den kompletten Überblick über die bisherigen Artikel.

In der Systemtheorie wird Organisation als ein komplexes Netzwerk von Beziehungen und Interaktionen betrachtet. Führungskräfte spielen in diesem System eine wichtige Rolle, indem sie Prozesse steuern und Entscheidungen treffen — aber eben nicht unbedingt alle und nicht allein.
Ein wichtiger Punkt hierbei ist bereits die Verteilung von Fachwissen: Oft ist dies vorrangig bei den Mitarbeiter:innen vorhanden und wird dort durch ständige Anwendung aktualisiert und es ist nicht notwendig für die Führungskraft ebenfalls über alles im Detail Bescheid zu wissen. Stattdessen braucht sie Kompetenzen und Wissen über organisationsspezifische Prozesse.
Dennoch: Der Anspruch, alles zu wissen und zu durchdringen, ist oft (unbewusst) vorhanden.

Irrtum:

Du möchtest immer kompetent wirken und versuchst daher, auf jede Frage Deiner Mitarbeiter:innen eine Antwort zu geben, auch wenn Du die Antwort selbst nicht kennst. Dieser Irrtum kann zu einer Reihe von Problemen führen:

  • Überforderung und Stress: Die ständige Suche nach Antworten kann zu einer Überlastung der Führungskraft führen.
  • Verminderung von Kreativität und Innovation: Wenn Mitarbeiter:innen das Gefühl haben, dass sie keine eigenen Ideen einbringen können, wird die Kreativität und Innovation im Team gehemmt.
  • Entscheidungsunfähigkeit: Die Angst, die “falsche” Antwort zu geben, kann zu einer Verzögerung oder Vermeidung von Entscheidungen führen.

Beispiel:

Marija ist eine neue Abteilungsleiterin. Sie möchte alles richtig machen und hat den Anspruch, auf jede Frage ihrer Mitarbeiter eine Antwort zu haben. Dies führt zu einem hohen Druck für Marija und sie beginnt, an ihren Fähigkeiten zu zweifeln.

Alternative Handlungsoptionen:

  • Reflektiere Deinen Umgang mit Unsicherheit: Wie gehst Du mit Situationen um, in denen Du die Antwort (noch) nicht hast?
  • Anerkennung von Unsicherheit: Es ist wichtig zu erkennen, dass Unsicherheit normal ist und dass es keine “allwissende” Führungskraft gibt.
  • Offenheit für Fragen und Dialog: Schaffe eine Atmosphäre, in der Fragen willkommen sind und gemeinsam nach Lösungen gesucht wird.
  • Förderung von Schwarmintelligenz: Nutze die Expertise und das Wissen Deiner Mitarbeiter:innen, um gemeinsam bessere Entscheidungen zu treffen. Achte allerdings darauf, dass im Team wirklich verschiedene Ansichten zu Wort kommen — ansonsten ist es mit der Intelligenz der Gruppe nicht weit her.

Fazit:

Auch wenn es eine alte Binse ist: Fragen stellen ist kein Zeichen von Dummheit oder Ahnungslosigkeit, sondern von (fachlicher) Neugier und Respekt für mein Gegenüber. Wenn eine Führungskraft eine fragende Haltung (vgl. Edgar Schein) einnehmen kann, zeigt sie ihre Lernbereitschaft und die Anerkennung der Kompetenz der Anderen.

Dieser Artikel ist der sechste einer Reihe von Artikeln, die sich mit den Irrtümern neuer Führungskräfte befassen. Der nächste Artikel befasst sich mit dem Irrtum, dass die eigene Entwicklung mit der Übernahme einer Führungsposition abgeschlossen ist.

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