Konflikte in Organisationen: Die Rolle der Führung

In Organisationen und Teams sind Konflikte allgegenwärtig. Sie können als Motor für Innovation und Veränderung dienen, aber auch als Hindernis, das die Entwicklung und das Wachstum eines Unternehmens hemmt. Eine Schlüsselrolle bei der Entstehung und hilfreiche Bearbeitung von Konflikten spielt das Führungsverhalten. Daher wollen wir heute betrachten, wie Führungsverhalten Konflikte hervorrufen kann und Ansätze für eine konstruktive Konfliktkultur anbieten.

Hinweis:
Dieser Text soll nicht verstanden werden als Führungskräfte-Bashing.
Er soll jedoch darauf aufmerksam machen, dass Führungsverantwortung recht regelmäßig (so meine Praxiserfahrung) einen Beitrag zu Konflikten leistet. Dies passiert natürlich in der Regel nicht bewusst — tragischerweise ist es jedoch oft ein Ergebnis von Führungsversuchen, wieder zu mehr “Harmonie” zu kommen. Genau dadurch werden Konflikte oft nicht angemessen behandelt, schwelen und fangen irgendwann an zu lodern oder mindestens sehr unangenehm zu riechen.

Menschen in Führungspositionen tragen Verantwortung — auch für die Konfliktbearbeitung in ihren Teams.

Die Wurzeln von Konflikten im Führungsverhalten

Führungsverhalten ist ein komplexes Geflecht aus Kommunikation, Entscheidungsfindung, Verantwortungsübernahme und der Fähigkeit, Visionen zu vermitteln. Fehlverhalten in diesen Bereichen kann zu Missverständnissen, Frustration und letztlich zu Konflikten führen. Einige der häufigsten Ursachen sind:

  1. Angst vor Konflikten: Dazu habe ich schon recht viel geschrieben, u.a. hier und hier. Angst ist eine völlig nachvollziehbare Emotion — jedoch keine gute Entscheidungshilfe. Als Führungskraft muss ich mich mit meiner Angst von Konflikten auseinandersetzen.
  2. Mangelnde Kommunikation: Eine offene und klare Kommunikation ist das Fundament jeder erfolgreichen Führung. Fehlt es an Transparenz oder werden Informationen zurückgehalten, entstehen Unsicherheit und Misstrauen, die den Nährboden für Konflikte bilden.
  3. Unklare Rollen und Verantwortlichkeiten: Wenn Mitarbeiter:innen nicht genau wissen, was von ihnen erwartet wird, oder wenn (nicht explizierte) Überschneidungen in den Zuständigkeiten existieren, führt dies zu Konflikten. Eine klare Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten ist daher hilfreich.
  4. Autoritärer Führungsstil: Ein Führungsstil, der auf Macht und Kontrolle basiert, kann Widerstand und passive Aggressivität fördern. Mitarbeiter:innen fühlen sich in ihrer Autonomie eingeschränkt, was zu Konflikten führen kann.
  5. Fehlende Konfliktkompetenz: Die Unfähigkeit, Konflikte frühzeitig zu erkennen und konstruktiv zu bearbeiten, lässt diese eskalieren. Führungskräfte müssen in der Lage sein, Konflikte als Chance zu begreifen und sie produktiv zu nutzen.

Ansätze für eine konstruktive Konfliktkultur

Um Konflikte als Chance zu nutzen und eine konstruktive Konfliktkultur zu fördern, können Führungskräfte folgende Ansätze verfolgen:

  1. Förderung offener Kommunikation: Regelmäßige Meetings, in denen Mitarbeiter:innen ihre Gedanken und Bedenken frei äußern können, tragen dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden und ein Klima des Vertrauens zu schaffen.
  2. Klärung von Rollen und Verantwortlichkeiten: Eine transparente Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten hilft, Überschneidungen und Unklarheiten zu vermeiden und fördert die Eigenverantwortung der Mitarbeiter:innen.
  3. Partizipativer Führungsstil: Die Einbeziehung der Mitarbeiter:innen in Entscheidungsprozesse stärkt ihr Engagement und ihre Identifikation mit dem Unternehmen. Dies reduziert das Potenzial für Konflikte.
  4. Entwicklung von Konfliktkompetenz: Schulungen und Workshops können Führungskräfte und Mitarbeiter:innen darin unterstützen, Konflikte frühzeitig zu erkennen, konstruktiv anzugehen und als Chance für Entwicklung zu nutzen.

Fazit

Konflikte sind in Organisationen unvermeidlich, doch ihr Ausmaß und ihre Auswirkungen hängen maßgeblich vom Führungsverhalten ab. Ein bewusster Umgang mit den Ursachen von Konflikten und die Förderung einer konstruktiven Konfliktkultur können nicht nur bestehende Konflikte lösen, sondern auch zukünftige verhindern. Führungskräfte (oder: Menschen, die Führungsverantwortung übernehmen) spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie durch ihr Verhalten und ihre Kompetenzen ein Umfeld schaffen, in dem Konflikte als Chance für Wachstum und Innovation begriffen werden.