Keine Angst vor Mediation!

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Mediation ist kein Allheilmittel. Genauso wenig wie Windex. Über gute Gründe für eine Mediation habe ich hier geschrieben. In diesem Text geht es darum, dass auch Angst vor Mediationen normal ist. Ich gebe Dir hier ein paar Hinweise, die Dir vielleicht helfen, diese Ängste etwas kleiner werden zu lassen.

1. Wie stimmig fühlt sich das Gespräch mit der Mediatorin an?

Mediation ist für viele unbekanntes Terrain. Viele Menschen sind unsicher, da sie nicht wissen, was auf sie zukommt.

Tipp: Informiere Dich über den Mediationsprozess und sprich Deine Bedenken mit potenziellen Mediator:innen offen an. Auch wenn oft von einem 5-Phasen-Modell gesprochen wird: Die Mediationslandschaft ist wesentlich bunter. Persönlich würde ich sogar sagen: Wenn Dir im Vorgespräch lediglich der Prozess und seine Phasen erklärt werden, höre auf Dein Gefühl. Nutze das Gespräch, um den „Nasenfaktor“ zu prüfen: Passt dieser Mensch, der Dich in einem schwierigen Gespräch begleiten soll, zu Dir bzw. zu Euch?

2. Wie geht der Mediator mit Machtgefälle um?

Die Vorstellung, dass eine der Konfliktparteien im Mediationsprozess bevorteilt werden könnte, kann zu Ängsten führen. Gesellschaftliche Hierarchien und Machtstrukturen sind relevant. Vergangene Erfahrungen von Ungerechtigkeit können diese Sorgen verstärken.

Tipp: Frage die von Dir gewählte Mediatorin oder den Mediator im Vorgespräch, wie sie oder er mit einem Machtgefälle zwischen den Parteien umgeht. Es gibt keinen machtfreien Raum und gerade deshalb ist der Umgang mit Machtungleichheiten so wichtig. Anstelle von Neutralität ziehe ich das Wort Allparteilichkeit vor. Neutralität gibt es nicht wirklich, aber als Mediator:in hat man hoffentlich gelernt, – trotz gesellschaftlicher, politischer und sozialer Hierarchien – zu versuchen, allen Parteien gerecht zu werden.

3. Wie wird mit Vertraulichkeit umgegangen?

Die Angst vor dem Verlust von Privatsphäre und Vertraulichkeit ist verständlich. Auch gesellschaftliches Misstrauen gegenüber Institutionen spielt eine Rolle. Das Bedürfnis nach Schutz persönlicher Informationen steht psychologisch im Vordergrund.

Tipp: Ein:e Mediator:in sollte spätestens zu Beginn des Prozesses, idealerweise natürlich vorher, mit den Beteiligten über das Thema Vertraulichkeit sprechen und eine Vereinbarung finden (dies findet bei mir, zumindest in Teammediationen, in der Regel erst vor Ort mit allen statt). Wenn Dir dieses Thema besonders am Herzen liegt, sprich potentielle Mediator:innen im Voraus darauf an. Obacht: Kein:e Mediator:in kann Vertraulichkeit gewährleisten. Wer dies behauptet, erzählt, Pardon, Unfug.

4. Wie beeinflusst Du das Ergebnis?

Viele sorgen sich, dass die Mediation nicht zu einer klaren Lösung oder einem unerwünschten Ergebnis führt. Gesellschaftliche Erfolgsnormen spielen hier eine Rolle, da der Druck besteht, dass Konflikte erfolgreich gelöst werden sollten. Psychologisch gesehen steht die Furcht vor Ungewissheit und möglicher Enttäuschung und etwaigen Folgekosten im Vordergrund.

Tipps: Mediationen sind qua Definition ergebnisoffen. Würde man schon wissen, was dabei herauskommt, könnte man sich die Veranstaltung, die ja auch durchaus belastend, teuer und zeitintensiv sein kann, sparen. Daher gibt es hier mehrere Tipps:

  1. Frage Dich, ob Du an Deiner Position (Deinem gewünschten Ziel) unumkehrbar festhältst oder ob Du bereit bist, Dich zumindest ein Bisschen zu bewegen und andere Perspektiven anzuhören.
  2. Insbesondere wenn Dir eine Vereinbarung und wirkliche Klärung wichtig ist, sprich dies im Vorgespräch mit der Mediatorin an. Nicht jeder Mediationsstil ist darauf ausgelegt und sollte entsprechend zu Deinen Bedürfnissen passen.
  3. Es gibt Situationen, da ist es sinnvoller, einen fortlaufenden Prozess durchzuführen. In diesen Fällen steht meist das gemeinsame Wachstum der Beteiligten im Vordergrund. Es wird versucht, über mehrere Schleifen immer näher an des Pudels Kern zu kommen und eventuell zwischendurch immer wieder Informationen von außen einzuholen. Dann ist es hilfreich, wenn alle Beteiligten von einer „Ergebnisfokussierung“ ablassen und sich mehr auf sich, die Kommunikation untereinander und ggf. die Zeiten zwischen den Mediationssitzungen konzentrieren.

Ängste vor und während einer Mediation sind normal. Bei der Auswahl einer Mediatorin solltest Du auf Deine Bedenken achten, diese offen ansprechen und sicherstellen, dass die gewählte Mediatorin einfühlsam und kompetent ist, um den Prozess gut und sicher zu begleiten.

5. Und was ist mit Scham?

Ein weiterer häufig übersehener Aspekt sind Schamgefühle, die Mediand:innen begleiten können. Gesellschaftliche Normen und Erwartungen können dazu führen, dass Betroffene sich schämen, dass es überhaupt zu einem Konflikt gekommen ist. Psychologisch betrachtet kann die Angst davor, von anderen verurteilt zu werden, die Scham noch verstärken. Zudem kann es in der Mediation selbst zu Momenten der unfreiwilligen Beschämung kommen.

Tipp: Eine erfahrene Mediatorin wird einfühlsam mit Schamgefühlen umgehen und eine unterstützende, nicht verurteilende Umgebung schaffen. Konflikte sind ein natürlicher Teil des Lebens. Mediation bietet im Idealfall einen sicheren Raum zur Klärung. Scham hat eine wichtige Funktion: Sie gilt als Hüterin der Würde.
Dieses Bild hilft mir, sie besonders ernst zu nehmen und nicht — wie es bei Übertragungen passieren könnte — selbst zu vermeiden. Daher achte ich stets besonders darauf, wo sie sich zeigt und wie wir mit ihr in einem Mediationsprozess umgehen können.

Fazit

Neben Deinem Bauchgefühl kannst du bei der Auswahl einer Mediatorin auf folgende Indizien achten und direkt danach fragen:

  • Hat sie Erfahrung in Deinem Bereich bzw. mit ähnlichen Konstellationen? Konflikte in Familienunternehmen erfordern eine etwas andere Expertise als zwischen „reinen“ Geschäftspartnern.
  • Wie umfangreich war ihre Weiterbildung und ist sie zertifiziert bzw. vom Bundesverband Mediation (BM) lizensiert? Gerade für die Lizensierung beim BM sind bestimmte Voraussetzungen notwendig, die zumindest darstellen, dass die Weiterbildung eine bestimmte Mindestdauer hatte und mehrere Mediationsprozesse erfolgt sind und supervidiert wurden.
  • Hat die Mediatorin selbst Erfahrung als Mediandin? So absurd es klingt: Man kann keine Coaching-Weiterbildung machen ohne sich coachen zu lassen, doch die meisten Mediationsweiterbildungen beinhalten keine eigene Erfahrung als Mediand.

Dies sind Anhaltspunkte für Deine Auswahl. Entscheidend sind neben einer guten Ausbildung natürlich auch Selbstreflektion, Konfliktkompetenz und Lebenserfahrung.
Wenn Du sprechen möchtest, melde Dich gern.

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