Irrtümer neuer Führungskräfte #3: Konfliktvermeidung

Konflikte sind negativ und unbedingt zu vermeiden

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Dieser Artikel ist Teil einer Serie über Irrtümer und Fallstricke von neuen Führungskräften. Hier findest du den kompletten Überblick über die bisherigen Artikel.

Konflikte sind aus systemtheoretischer Perspektive ein natürlicher Bestandteil sozialer Systeme. Sie entstehen aus unterschiedlichen Interessen, Bedürfnissen und Perspektiven der beteiligten Akteure. Anstatt Konflikte als dysfunktional und zu vermeidende Störfaktoren zu betrachten, können sie als Chance für Entwicklung und Wachstum gesehen werden.

Irrtum:

Der Glaube, dass Konflikte immer negativ und unbedingt zu vermeiden sind, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Dieser kann zu einer Reihe von Problemen führen:

  • Verdrängung und Tabuisierung von Konflikten: Konflikte werden unterdrückt, anstatt offen und konstruktiv bearbeitet zu werden.
  • Anhäufung von Spannungen und Frustration: Die unterdrückten Emotionen und Bedürfnisse führen zu einer Verschlechterung der Beziehungen und des Arbeitsklimas.
  • Verhinderung von Innovation und Veränderung: Die Angst vor Konflikten hindert die Menschen daran, neue Ideen und Perspektiven einzubringen.

Beispiel:

Tim ist ein neuer Teamleiter. Er möchte Harmonie im Team bewahren und vermeidet daher Konflikte. Er greift nur ungern ein, wenn es zwischen seinen Teammitgliedern zu Meinungsverschiedenheiten kommt. Dadurch trägt sein harmonisierendes Verhalten zu einer Verschärfung der Situation bei. Dies führt zu einer angespannten Atmosphäre und einer ineffektiven Zusammenarbeit.

Alternative Handlungsoptionen:

  • Reflexion des eigenen Konfliktverhaltens: Was hast Du als Führungskraft davon, wenn es keine Konflikte gibt? Hast Du vielleicht Sorge, nicht mehr gemocht zu werden, wenn Du Probleme direkt adressierst und in Führung gehst?
  • Konflikte als Chance begreifen: Wie kannst Du Konflikte als Chance nutzen, um Probleme zu lösen, die Zusammenarbeit zu verbessern und die Teamleistung zu steigern?
  • Moderation von Konflikten: Wie kannst Du lernen, Konflikte konstruktiv zu moderieren und eine gemeinsame Lösung zu finden? Wo kannst Du Dir Unterstützung (durch Delegation z. B. an eine*n Mediator*in oder eigenes Training holen?
  • Förderung einer offenen und ehrlichen Kommunikation: Wie kannst Du eine offene und ehrliche Kommunikation fördern, um Missverständnisse zu vermeiden und Konflikte frühzeitig zu erkennen und nutzbar zu machen?

Fazit:

Konflikte sind nicht per se negativ, sondern können als Chance für Wachstum und Entwicklung gesehen werden. Führungskräfte sollten daher lernen, Konflikte konstruktiv zu moderieren und eine offene und ehrliche Kommunikation zu fördern. Hierzu ist es notwendig, das eigene Konfliktverhalten zu reflektieren — denn oft hält uns unser eigenes Harmoniebedürfnis davon ab, klar zu kommunizieren und Kritisches beim Namen zu nennen.

Lesetipp: Im nächsten Artikel der Serie geht es um den Irrtum, dass ständige Erreichbarkeit notwendig sei.

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